Unsere neue Erde ---- Die 5. Dimension

Es hat Zeiten gegeben, da habe ich mich wirklich gefragt, wozu ich Biologie studiert habe. Natürlich weiß ich, dass alles seinen Sinn hat. Aber er wollte sich mir in diesem Fall nicht so recht erschließen. Nun habe ich allerdings mein Studium nicht so durchgeführt, wie das so manche tun: nachlesen, was andere wiederkäuen, Fakten auswendig lernen und dann versuchen, eine Prüfung nach der andern zu schaffen.

Nein, ich hatte schon immer alles darüber hinaus wissen wollen. Oft genug hatte ich mehr Fragen, als die Professoren beantworten wollten oder konnten. Und mein großes Glück war, dass ich mit Gleichgesinnten zusammen lernen durfte. So habe ich ein Gefühl dafür bekommen, was Leben ausmacht, einen Sinn für ökologische Zusammenhänge, was es bedeutet, als Art überleben zu müssen, aber auch ein Gefühl dafür, dass Balance alles ist.

Irgendwann erfuhr ich auch, dass der Mensch gerne die Natur als Vorbild nimmt, wenn er Neues erfinden will. Warum das Rad noch einmal erfinden, wenn das jemand anderes schon getan hat? So betrachtete ich im Botanikkurs verwundert die T-artigen Konstruktionen von Pflanzenzellwänden und ließ mir erklären, dass dies das Vorbild für T-Träger gewesen sei. Immer wieder fand ich solche Hinweise, irgendwann hörte ich auch den Namen für diese Arbeitsweise: Bionik.

Aber auch anderes fiel mir auf: nämlich Verhaltensweisen von Tieren, die mich an Menschen erinnerten. Hier ist es nicht so einfach zu entscheiden, ob nun der Mensch dem Tier oder das Tier dem Menschen abgeguckt hat. Ich kannte schon lange die Einzelfälle, aber es fiel mir nicht auf, dass es geradezu systematisch ist. Die meisten Menschen denken bei diesen Ideen wahrscheinlich an Affen, die sich manches Mal sehr menschelnd verhalten – so will es uns scheinen. Ich könnte natürlich auch behaupten, dass wir uns oft affig benehmen. Wer hat von wem gelernt?

Dann sprach mal jemand darüber, dass der Mensch monogam veranlagt sei, ein anderer widersprach und meinte, das stimme nicht, er habe eher polygame Veranlagung. Und wieder fiel mir ein, dass es im Tierreich beides gibt: Arten, bei denen Männchen und Weibchen von Anfang bis Ende des Lebens zusammen bleiben, und solche, bei denen jedes Mal Partnerwechsel angesagt ist.

Ich erinnerte mich irgendwann auch daran, dass es auch im Tierreich Homosexualität gibt, und oft genug fanden findige Biologen sogar eine Erklärung, warum es in diesem Fall Sinn macht. Aber es geht noch weiter.

Da gibt es im asiatischen Raum eine kleine Hirschart, die auf einer Insel lebt. Diese Insel ist nicht sehr groß und es gibt keinen Feind. Oft geschieht es, dass es einfach zu viele Hirsche gibt, sozusagen Übervölkerung – die wir als Menschen ja auch kennen. Und was passiert bei diesen Hirschen? Sie sterben Reihenweise an Herzinfarkten, bis die Populationsdichte eine erträgliche Größe erreicht hat. Dann stirbt keiner mehr an Herzinfarkt. Bis wieder zu viele von diesen Hirschen auf der Insel leben. Kommt uns das bekannt vor?

Bei Ratten werden die einzelnen Mitglieder nur dann aggressiv, wenn sie zu dicht aufeinander leben. Ansonsten sind Ratten eher friedlich, was manche Menschen gar nicht glauben wollen. Kommt uns das nicht auch bekannt vor?

Ich könnte noch endlos aufzählen. Ich kannte die meisten Information schon länger. Aber erst vor einiger Zeit ist es mir aufgegangen, dass in der Natur alles gespiegelt wird, was der Mensch so tut und erlebt. Es ist, als würde sie uns alles zeigen wollen. Doch jede Einzelheit wird von einer bestimmten Tierart übernommen. Da gibt es keine, die alles in dieser Vielfalt auslebt wie wir. Aber anscheinend gibt es keine menschliche Eigenschaft und kein menschliches Problem, das nicht von irgendeiner Tierart auch vorgeführt wird. Und das gilt nicht nur für Probleme. Auch so berührende Eigenschaften wie Mutterliebe oder Mitleid und Fürsorge von Artgenossen bekommen wir vorgelebt. Ja sogar das Miteinander von artfremden Tieren.

Ich könnte jetzt noch all die Fälle anfügen, wo es um Kriege, Krankheiten oder andere Dinge geht, die viele Menschen für typisch menschlich halten. Aber darum geht es mir nicht. Ich glaube inzwischen, dass es einen tiefen Sinn hinter all dem gibt. Da finden wir wundervoll sprechende Bilder in der Natur, die uns Menschen etwas sagen können. Die meisten laufen daran vorbei, entweder sie kennen diese Fälle gar nicht oder aber sie wollen sie nur wissenschaftlich untersuchen und kommen nicht auf die Idee, dass dies alles dem Menschen etwas sagen kann.

Und gerade zu dem zuletzt gesagten fällt mir etwas ein, das ich vor einiger Zeit gelesen habe. Da wurde in Afrika ein Naturschutzgebiet beobachtet und man stellte nach einiger Zeit fest, dass die Zusammensetzung der Tierpopulationen aus dem Gleichgewicht geraten war. Zumindest dachten das die Fachleute. Also beschloss man, dort einzugreifen, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Doch wie erstaunt waren die Wissenschaftler, als es nur noch mehr aus dem Gleichgewicht geriet.

Daraufhin kamen sie auf die Idee, das ganze Ökosystem sich selbst zu überlassen. – Erstaunlich, selbst der Mensch ist lernfähig – und oh Wunder, es dauerte nicht lange, und das ursprüngliche Gleichgewicht war wieder hergestellt. Sagt uns das nicht auch etwas?