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#1 | Aus Apfelblütes Märchenbuch datum

12.12.2010 11:58

Da dieses Märchen so wundervoll zu der Weihnachtszeit passt - wie ich finde - aber auch zu einigem, was in letzter Zeit durchgegeben wurde, stelle ich es einmal hierhin. Ist sozusagen mein Weihnachtsgeschenk an euch.

Es ist entnommen aus meinem Märchenbuch:

Die traurige Prinzessin und der hüpfende Stein
Ursulas Märchen- und Parabelbuch Band I

… aus dem Rauschen des Waldes übertragen ins Deutsche von Ursula Zauns
Schalita-Verlag
ISBN 978-3-940776-08-2

Der Wunschspiegel

Im Lande Kataluna lebte vor langer, langer Zeit ein junger Zauberer mit Namen Ramón. Er war, trotz seiner jungen Jahre, hoch angesehen bei seinen Nachbarn. Denn für alle hatte er ein freundliches Wort, für die Armen zauberte er auch schon mal ohne Entgelt und außerdem war er schmuck anzusehen. So hätte er Jahr für Jahr in Frieden und ohne Sorgen leben können. Doch sein Name wurde in dem kleinen Land immer bekannter, so viele Menschen benötigten seine Hilfe, dass er bald nicht mehr wusste, wie er allen helfen sollte. Manche Nacht Schlaf hatte er geopfert, bis er eines Tages feststellte, dass es so nicht weitergehen könne.

In dem großen Wald, der ganz in der Nähe seines Hauses begann, lebte eine Fee. Sie war jung und schön, vor allem aber weise. Sie erschien nur selten einem Menschen und nie in ihrer eigentlichen Gestalt. So kam es, dass kaum einer wusste, dass es sie gab, und keiner kannte ihren Namen.

Als nun unser armer Ramón gar nicht mehr aus noch ein wusste, da erschien ihm eines Tages die Fee in der Gestalt eines alten verhutzelten Weibes. Sie klopfte an seine Tür und bat um ein Glas Wasser.
„Komm herein, Alte, hier hast du ein Glas und setz dich doch, du wirst sicher müde sein.“

Die Alte nickte nur, setzte sich auf den Stuhl, den Ramón ihr hingeschoben hatte und trank langsam und genießerisch ihr Wasser. In der kurzen Zeit erschienen immer wieder Menschen, die von Ramón Hilfe erflehten oder etwas abholen wollten. Und der Zauberer eilte hin und her, holte mit seinem Zauberstab die Fläschchen und Tinkturen, zauberte ein Tuch zum Wärmen herbei und kam trotz all seiner Zauberkünste nicht zur Ruhe.
Die Alte hatte ihn leise lächelnd dabei beobachtet. Und als es nun einmal für eine kurze Zeit ruhig geworden war und Ramón sich ganz erschöpft auf einen Stuhl setzte, da fragte sie ihn, ob ihm sein Leben gefalle.
„Hm ja, eigentlich schon. Aber es gibt so viel zu tun und so vielen Menschen recht zu machen. Ich weiß manchmal gar nicht, wann ich schlafen soll.“

„Du kannst es nicht allen recht machen“, meinte die Alte. „Und manche brauchen eigentlich gar nicht deine Hilfe.“
„Da magst du ja Recht haben, aber ich habe nicht einmal die Zeit, das zu prüfen.“
Die Alte nickte wieder, leise lächelnd. Dann stand sie auf, dankte für das Wasser und die Rast und meinte: „Zum Dank gebe ich dir einen Spiegel. Er steht oben in deinem Schlafraum. Da du ein Zauberer bist, wirst du wissen, was du damit tun kannst. Und Ramón, setze ihn weise ein.“
Dann verschwand sie plötzlich. Ramón blickte ihr verblüfft nach und meinte: „Oho, eine Zauberin. Ja jetzt habe ich das nicht einmal gemerkt.“

Kopfschüttelnd ging er in seinen Schlafraum, in dem tatsächlich ein Spiegel stand, den er noch nicht kannte. „Hm, seltsam. Das ist wohl der, den die Alte angekündigt hat. Was mag es nur mit ihm auf sich haben?“ Doch dann flog ein Lächeln über sein Gesicht, er zückte seinen Zauberstab und murmelte: „Verrate dein Geheimnis.“
Der Spiegel knisterte und knirschte leise, dann erschien plötzlich ein Vorhang im Spiegel, obwohl Ramón immer noch davor stand. Der Vorhang ging auf und es erschienen nach und nach Kopien von Ramón, die jeweils verschwanden, um der nächsten Platz zu machen. Alle unterschieden sich in Kleinigkeiten.
„Hm, sehr schön. Aber sagt mir, was ich mit euch anfangen kann.“
Da trat die Kopie, die zuletzt erschienen war, aus dem Spiegel und fragte: „Was soll ich tun?“
„Ach, so ist das. Sehr gut. Dann geh zu Bauer Birger, seine Kuh ist krank. Prüfe, ob dies stimmt. Und dann berichte mir.“

Die Kopie nickte und verschwand. Bald schon hatte Ramón herausgefunden, dass der Spiegel so viele Kopien lieferte, wie er nur wollte. Jede war ein bisschen anders. Und dann stellte der junge Zauberer auch fest, dass sie nicht alle für alle Gelegenheiten geeignet waren. Doch er wurde immer geschickter in diesem Spiel, das ihm von Woche zu Woche mehr gefiel. Was da seine Spiegelbilder berichteten, machte ihn nachdenklich. Viele der Menschen, die ihn um Rat gesucht hatten, wollten nur prüfen, ob er tatsächlich ein so großer Zauberer war. Doch gab es auch die, die wirklich Hilfe benötigten. Und es gab Menschen, die nur jammern aber gar keine Hilfe haben wollten. Das machte Ramón noch nachdenklicher. Die kluge alte Frau hatte also Recht gehabt.

Je länger Ramón dieses Spiel betrieb, je geschickter er darin wurde, die Kopie auszuwählen, desto stärker wurde sein Wunsch, die Alte wieder zu sehen. Doch von ihr war keine Spur mehr zu finden. Wenn er Menschen fragte, konnte ihm keiner Auskunft geben. Und seltsam, obgleich er auch dafür seine Kopien aussandte, erhielt er nur wenige Hinweise. Die wenigsten Menschen waren überhaupt bereit, sich Zeit für eine Antwort zu nehmen. Ja, vor allem die, die ihn immer und immer wieder aufgesucht hatten, die waren am wenigsten bereit, ihm zu helfen.
Das machte Ramón noch nachdenklicher.

Dann eines schönen Tages wurde Ramón krank. All seine Zauberkenntnisse halfen ihm nichts. Seine Nachbarin Martha, eine liebenswürdige Bäuerin, die ihn nur selten um Hilfe gebeten hatte, obgleich sie doch so nahe wohnte, kam in sein Haus und versorgte ihn. Sie kochte für ihn, holte einen Arzt und wimmelte die vielen Menschen ab, die immer noch Hilfe von Ramón wollten. Als diese hörten, dass der Zauberer krank sei, da murrten sie und zogen ab. Kein einziger bot seine Hilfe an. Nur ein junges Mädchen, das zum ersten Mal erschienen war, kam auf die Bäuerin zu und fragte sie, ob es ihr helfen könne. Martha fragte das junge Mädchen nach seinem Namen und Herkommen.
„Ich heiße Ines. Was kann ich tun?“, antwortete das Mädchen.

Mit Hilfe von Martha und Ines wurde Ramón schon nach kurzer Zeit wieder gesund. Doch als er endlich wieder seinen Schlafraum mit dem Spiegel aufsuchen konnte, war dieser verschwunden. Ramón seufzte tief auf. Ihm kam die dumpfe Erkenntnis, dass seine Krankheit etwas mit dem Spiegel zu tun hatte. Doch warum nur, warum war er krank geworden? Er hatte doch nur anderen Menschen helfen wollen.
„Hm, du solltest zuerst einmal dir selber helfen.“ Ramón blickte sich verwirrt um. Woher kam diese Stimme? Niemand war im Raum.
Jetzt erklang ein leises Lachen. „Du wirst mich schon rechtzeitig erkennen. Doch nun sorge zuerst einmal für dich selber. Du wusstest ja schon gar nicht mehr, wer du bist.“
Der junge Zauberer hätte am liebsten nicht hingehört, denn das war genau das, was er vor seiner Krankheit befürchtet hatte.
„Und was soll ich jetzt tun?“, wollte er wissen.
„Genieße das Leben. Schau dir die Sonne, den Wald und die Blumen an. Und sprich mit den Menschen, die dich mögen, ohne dass du für sie zauberst.“

„Gibt es denn solche überhaupt?“ Ramón wusste von Martha, dass die Leute alle verschwunden waren, als sie hörten, er sei krank. Doch dann fiel ihm ein, dass Martha und Ines ja die ganze Zeit bei ihm gewesen waren, als er krank war. Sie hatten es gewiss nicht getan, weil er zaubern konnte. Frohgemut verließ Ramón seine Schlafkammer und ging in die Wohnstube, in der Ines mit einer Näharbeit saß. Als er den Raum betrat, blickte sie lächelnd hoch. Plötzlich veränderte sich ihre Gestalt und vor Ramón saß die alte Frau, der er ein Glas Wasser gegeben hatte. Doch bevor er eine Frage stellen konnte, veränderte sie sich wieder und es stand eine Frau in seinem Alter vor ihm und lächelte ihn an.

„Wer bist du?“, fragte Ramón, „ich dachte, du seiest Ines. Doch dann sah ich die alte Frau, die mir den Spiegel geschenkt hat und jetzt bist du wieder jemand anders.“
„Wer bist du?“, stellte die Frau eine Gegenfrage.
„Ramón.“
„Ach wirklich? Bist du sicher? Nun ich bin die ich bin. Ines ist ein Aspekt von mir, die alte Frau ebenfalls.“
„Oh, waren die Bilder, vielmehr die Spiegelbilder Aspekte von mir?“, wollte Ramón nun wissen.
„Ja. Aspekte, die schon existierten. Der Spiegel war nur dazu da, sie dir zu zeigen und bewusst zu machen. Doch du hast sie benutzt, um anderen zu helfen, statt dir erst einmal selber zu helfen.“
„Und deshalb bin ich krank geworden?“
„Richtig.“
Ramón blickte die Frau an. Dann meinte er: „Aber wie soll ich dich nennen?“
„Du kannst Ines sagen. Sollte dich das aber zu sehr verwirren, dann nenne mich Rosagonde.“ Jetzt lachte sie leise. „Letztendlich ist es egal. Ich weiß, wann du mich meinst.“
„Hm, und wie geht es jetzt weiter?“, Ramon schüttelte benommen den Kopf.
„Das ist deine Entscheidung. Was möchtest du? Möchtest du der Liebling von allen sein? Der große Zauberer Ramón? Oder möchtest du der sein, der du wirklich bist?“
Ramón atmete tief durch. Dann sagte er, klar und deutlich, und er fühlte, dass dies gut war: „Ich möchte der sein, der ich bin.“
Rosagonde nickte nur.

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#2 | RE: Aus Apfelblütes Märchenbuch datum

12.12.2010 14:06

Danke, liebe Apfelblüte Ursula

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#3 | RE: Aus Apfelblütes Märchenbuch datum

12.12.2010 15:57

Ach, danke Apfelblüte! Kam gerade zur rechten Zeit ... mir ist beim Lesen ein Riesen-Stein vom Herzen geplumpst.

Zitat von Apfelblüte
"[...] Doch nun sorge zuerst einmal für dich selber. Du wusstest ja schon gar nicht mehr, wer du bist.“

„Genieße das Leben. Schau dir die Sonne, den Wald und die Blumen an. Und sprich mit den Menschen, die dich mögen, ohne dass du für sie zauberst.“

"[...]Was möchtest du? Möchtest du der Liebling von allen sein? Der große Zauberer Ramón? Oder möchtest du der sein, der du wirklich bist?“

Ich hab vor ein paar Wochen mit jemandem gesprochen, der glaubte, er könne Liebe erlangen, indem er möglichst viele Leute kontrolliert und sie ihn anbeten. Klingt absurd, aber er war halt davon überzeugt. (Genau wie Ramón wohl dachte, die Menschen würden ihn lieben, wenn er ihnen hilft.)

Dann hab ich ihn gefragt, ob er der Liebe, die er eigentlich gesucht hatte, inzwischen näher gekommen sei, und er meinte Ja. Ich hab ihn gefragt, wie es dazu kam. Hier seine Antwort:

Zitat
Schritt 1 ist, zu merken, daß all deine Kontrolle dir das nicht gebracht hat. Schritt 2 ist, mit der Kontrolle aufzuhören - auch wenn’s schwerfällt, weil’s schon so lange so ist -, und dann mit der Unsicherheit zu leben, die dadurch erzeugt wird. Und Schritt 3 ist, wirklich alles loszulassen an Zuwendung, was dadurch kommt, daß Leute dich für was Höheres halten, und dann einfach nur du selbst zu sein, und nicht irgendwem mehr einzureden, du wärst dieses höhere Wesen, was er sich so wünscht. Weil er liebt ja dann nur seine eigene Projektion in dir. Der sieht ja gar nicht, wer du eigentlich wirklich bist, weil er die ganze Zeit auf das reinfällt, was du ihm vorgemacht hast.

Er hat mir auch viel darüber erzählt, wie man sich in diesem Spiel so verheddern kann, daß man gar nicht mehr dazu kommt, zu überlegen, ob es das eigentlich bringt, was man da macht, weil man viel zu beschäftigt damit ist, es zu tun - genau wie Ramón, bevor er krank wurde.

Also es hat gerade total gepaßt - danke noch mal!

Silverwings

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#4 | RE: Aus Apfelblütes Märchenbuch datum

12.12.2010 20:02

Wundervoll liebe Apfelblüte ...... *DANKE*

Habe meine ach so coolen kids beim Adventskaffe "gezwungen" (da jetzt 50% vom Team krank sind und ich meine Krankheitsstunden nachhole und bis zum 21. mit 2 freien Nächten nur Dienst habe, ging das )mal 5 Minuten still zu sein und zuzuhören .................. nach anfänglichen Albernheiten hat es sie wohl doch berührt und alle mussten dann ganz schnell aber auch ganz ruhig verschwinden

michael

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#5 | RE: Aus Apfelblütes Märchenbuch datum

13.12.2010 09:54

Oh, das freut mich, dass es euch gefallen hat.

Ich hatte mir gestern morgen überlegt, was ich am kommenden Samstag bei der Weihnachtslesung vortrage. Ich wollte Gedichte, Haiku und Märchen nehmen - und natürlich auch welche von mir. Der Wunschspiegel ist eines meiner Lieblinge - spiegelt ( ) er doch das wieder, was mir vor Jahren passiert ist. Ich weiß, wie erlösend es ist, nicht immer für andere dasein zu müssen (vielmehr zu glauben, man müsse das, bei mir war es aus schlechtem Gewissen heraus, nämlich dem der Gesunden gegenüber der Kranken). Und da kam der Impuls, genau diesen Wunschspiegel hier hin zu stellen.

Interessanterweise habe ich mich gestern aber auch in Märchen vertieft, die anscheinend genau das Gegenteil zeigen, die von Mitleid zeugen und von der tiefen Fürsorge eines Starken gegenüber dem Schwachen. Und dabei ist mir dann etwas bewusst geworden. Beides - die absolute Hingabe und die absolute Sicht nur des Eigenen - sind beides Extreme, oft genug aus dem gleichen Schmerz geboren. Wer immer nur glaubt, für andere sorgen zu müssen, sollte lernen, zuerst für sich selbst zu sorgen. Wer immer nur glaubt, er müsse sich als erster bedienen - weil es ja kein anderer tut - der sollte lernen, auch für ein anderes Wesen zu sorgen. Beide benötigen erst einmal genau die andere Sichtweise. Und wenn ich es dann schaffe, tatsächlich ich selbst zu sein - ja dann muss ich nicht überlegen, ob ich helfe oder nicht, dann falle ich auch nicht mehr in ein Muster, dann helfe ich - oder eben auch nicht - aus einem Impuls heraus, der aber kein Automatismus ist.

Und übrigens für die, die es interessiert: die Märchen, die ich gelesen habe sind Geschichten, die Elsa Sophia von Kamphoevener aufgezeichnet hat, Märchen und Hirtenerzählungen aus Anatolien. Die Märchensammlung heißt: An Nachtfeuern der Karawan-Serail und das andere Buch heißt schlicht: Anatolische Hirtenerzähunegn.

Ach ja, vielleicht sollte ich das noch erwähnen: Hilfe, die ich aus einem Impuls heraus und nicht wegen eines Automatismus gebe, die gebe ich in Freude.

Apfelblüte - Ursula

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#6 | RE: Aus Apfelblütes Märchenbuch datum

13.12.2010 10:07

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#7 | RE: Aus Apfelblütes Märchenbuch datum

13.12.2010 14:19

Zitat von Apfelblüte
Und übrigens für die, die es interessiert: die Märchen, die ich gelesen habe sind Geschichten, die Elsa Sophia von Kamphoevener aufgezeichnet hat, Märchen und Hirtenerzählungen aus Anatolien. Die Märchensammlung heißt: An Nachtfeuern der Karawan-Serail und das andere Buch heißt schlicht: Anatolische Hirtenerzählungen.

Ich liebe diese Geschichten schon ganz lange ... bin drauf gekommen, weil eine davon, Die vierzig Lügen, in unserem Deutsch-Lesebuch stand. Dann ging ich in die Bibliothek und fand die Bücher ... und dann hab ich mein Taschengeld gespart, damit ich sie mir kaufen kann.

Noch ein paar Zusatz-Infos für Interessierte:

Der Vater von Elsa Sophia von Kamphoevener war in der alten Türkei Botschafter oder sowas gewesen, und da er sich nicht mit den Anstandsdamen und dem ganzen Streß belasten wollte, den es mit sich bringt, wenn man eine halbwüchsige Tochter dabei hat, kleidete er sie kurzerhand in Männerkleidung und gab sie als seinen Sohn aus. Das funktionierte wunderbar, denn sie war sehr hochgewachsen und hatte eine tiefe Stimme.

Sie war immer dabei, wenn abends am Lagerfeuer die Geschichten erzählt wurden. So lernte sie die Märchen alle kennen. Eines Tages war Fehim Bey, der Geschichtenerzähler, müde und meinte: "Der junge Bey hier kennt alle meine Geschichten, er soll mich vertreten." So fing es an, daß sie öfter und öfter für ihren Lehrer einsprang. Sie mußte einen Eid schwören, die Geschichten niemals niederzuschreiben, damit sie lebendig bleiben und nicht in einer Form erstarren würden. Doch als es mit der alten Türkei und dem Nomadentum zu Ende war, fühlte sie sich an ihren Schwur nicht mehr gebunden. Sie wußte, die Geschichten würden in Vergessenheit geraten, wenn niemand sie mehr abends am Lagerfeuer erzählte. So sind die Bücher entstanden.

Wer noch ein schönes Weihnachtsgeschenk oder eine Feiertagslektüre sucht, dem kann ich die alttürkischen Geschichten nur wärmstens ans Herz legen. Sie sind wundervoll lebendig und mit viel Herz erzählt und geben einem ein Bild von einer Welt, die bereits untergegangen ist. Auch Magie und Humor kommen nicht zu kurz. Also damit tut ihr euch selbst oder wem immer ihr sie schenkt, wirklich etwas Gutes!

Zu dem anderen Thema hier noch ein Story Waters Zitat:

Zitat von Story Waters
Realize that only when you give your Self love first can you truly radiate love. Only then can you fully create space for others to fill themselves with love. Make your choices from your heart, without fear that this is selfish. The love of the Universe is bountiful and your heart is of that love. At times, it will ask you to stand in front of others to fill its own cup and, at other times, it will ask you to act with total altruism. Trust that whatever it tells you is best and for the benefit of all, even when it tells you to put your Self before others. Realize that love for Self is the foundation of love for all.

Messiah Seed 32, Love Your Self

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#8 | RE: Aus Apfelblütes Märchenbuch datum

13.12.2010 15:40

Herzlichen Dank für die Geschichte liebe Apfelblüte

und als kleine Abrundung das Zitat von Storywaters auf Deutsch:

Erkenne, dass du nur dann, wenn du dir Selbst zunächst Liebe gibst, du Liebe ausstrahlen kannst. Nur dann kannst du vollkommen den Raum für Andere erschaffen, damit sie sich selbst mit Liebe erfüllen. Triff deine Entscheidungen aus dem Herzen, ohne Angst dass dies selbstsüchtig sei. Die Liebe des Universums ist freigiebig und dein Herz ist von dieser Liebe. Zu manchen Zeiten wird es dich darum bitten, dazu auffordern, dich vor die Anderen zu stellen und zunächst deinen Becher zu füllen, zu anderen Zeiten wird es dich darum bitten, in totalem Altruismus zu handeln. Vertraue darauf, dass was immer es dir erzählt, das Beste ist und zum Wohle Aller, auch wenn es dir sagt, dass du dich selbst vor andere stellen sollst. Erkenne dass die Liebe zu dir Selbst die Grundlage der Liebe für Alle und Alles ist.

Messias Samen 32, Liebe dein/dich Selbst

Hier ist ja so vieles hinzugekommen, dass ich erstmal Zeit brauche zum Nachlesen...
Volkmar

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#9 | RE: Aus Apfelblütes Märchenbuch datum

13.12.2010 17:50

Zitat von Silverwings
Ich liebe diese Geschichten schon ganz lange ... bin drauf gekommen, weil eine davon, Die vierzig Lügen, in unserem Deutsch-Lesebuch stand.

Was es nicht alles gibt, so etwas steht in einem Lesebuch? Wundervoll. Gerade die vierzig Lügen liebe ich besonders.

"Lügen hast du verlangt", sagte der Prinz, "geschah es dir davon genug?" ...

"Warte ein wenig, Sohn meines Herzens", sagte der Zwerg, "und du wirst erfahren, ob mir genug geschah. Lügen gabst du mir, und sie wurden zur Wahrheit, denn ich erkannte daran dich und dein Denken. Willst du es sehen, so sieh her!" ...

"Lügen zeigen des Menschen tiefste Wahrheit, denn Lügen sind den Träumen gleich, die den Stimmen der Unsichtbaren Worte verleihen. Fragte ich nach Lügen, so war es, um die Wahrheit zu ergründen ..."

Apfelblüte - Ursula

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